Toxische Verhalten prägen unseren Alltag häufiger als Sie vielleicht denken. Sie spielen sich in zwischenmenschlichen Beziehungen ab. Nicht selten treten sie in Kombination mit anderen toxischen Verhalten auf. Die Täter-Opfer-Rollen können dabei je nach Beziehungs-Dynamik wechseln.

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Dieser Teil 1 gibt einen Überblick über 5 von 10 toxische Verhalten. Kommen Ihnen die Inhalte bekannt vor? Droht etwas aus dem Ruder zu laufen und Sie möchten eine Veränderung Ihrer aktuellen Situation? Zögern Sie nicht, mich zu kontaktieren.
Inhaltsverzeichnis
1. Regression
Einordnung
In der Regression entwickelt sich ein Erwachsener in bestimmten Situationen in ein bereits überwundenes Entwicklungsstadium zurück. In der Regel ist es eine Entwicklung in kindliche Verhaltensweisen. Das „erwachsene Kind“ drückt sich zum Beispiel davor, Entscheidungen zu treffen, es spricht in Baby-Sprache, nimmt eine devote Körperhaltung ein oder stellt sich lebensunfähig an.
Auswirkungen
Geht ein Erwachsener in eine kindliche Rolle, lehnt er oder sie die Verantwortung wie ein Kind ab. Trägt ein Erwachsener die Verantwortung für sein Handeln nicht, kann es im Chaos und gar Kriminalität enden.
Durch diese „Flucht“ in kindliche Zustände entzieht sich der Erwachsene einer Beziehung auf Augenhöhe. Er oder sie will als Kind behandelt werden, zum Beispiel durch besondere Rücksichtnahme. Die Erwartungshaltung an die Außenwelt: Die anderen müssen das, was das „Kind“ ablehnt, schultern und für Ausgleich sorgen. Das macht es zum toxischen Verhalten, denn das Gegenüber geht auf Dauer leer aus.
Tipp
Verwechseln Sie bitte das kindliche Verhalten nicht mit der kindlichen Unschuld. Regression ist nicht unschuldig oder niedlich, es ist eine Form der psychischen Gewalt. Werden Sie sich als Betroffener darüber klar, dass Sie einen Erwachsenen vor sich haben und diesen auch so behandeln dürfen. Gehen Sie nicht auf das Spiel ein.
Sollten Sie sich selber dabei erwischen, dass Sie zur Regression neigen, kann ich Ihnen nur empfehlen, aus dieser auszusteigen. Denn ein Kind hat nicht die Handlungsoptionen eines Erwachsenen und Sie beschränken sich insofern auch anderer Handlungsalternativen, um sich selber zu helfen. Der Regression liegt ein Wiedergutmachungswunsch aus der Kindheit zugrunde. Eine alte Verletzung will ausgeheilt werden und reinszeniert den damaligen Zustand. Es lohnt sich, die Energie auf die Aufarbeitung statt das Kind-Sein zu lenken.
2. Das Arme-Ich
Einordnung
Das Arme-Ich-Verhalten äußert sich durch permanente Fokussierung auf das eigene als leidvoll erlebte Leben, welches sich bis hin zur Obsession steigern kann. „Wieso stößt mir sowas immer wieder zu?“, können Sie in Dauerschleife zu hören bekommen.
Auswirkungen
Es ist beinahe unmöglich, sich mit so einer Person über etwas anderes, als ihr gefühltes Elend zu unterhalten. Sie und Ihre Themen werden zu kurz kommen, den Mittelpunkt bildet „Das-Arme-Ich“. Vergessen Sie bitte auch Ihre Lösungsanregungen für das Arme-Ich. Ganz nach dem Motto „Bleib‘ mir weg mit deiner Lösung, sie wär der Tod für mein Problem“, werden diese abgeschmettert.
Tipp
Auch wenn das Arme-Ich seinen oder ihren Zustand abzulehnen und nach einer Veränderung zu rufen scheint, müssen Sie in erster Linie verstehen, dass es dem Armen-Ich nicht um eine Lösung geht. Das Ziel ist es, sich über die eigenen Umstände zu beklagen und somit von der eigenen Verantwortung für das Leben abzulenken. Lassen Sie die Verantwortung für die Lebensgestaltung dort, wo sie hingehört.
3. Totschweigen
Einordnung
Wenn jemand „systematisch Schweigen“ als Strafe nutzt, manipuliert und dominiert derjenige über Gefühle. Künstlich erhebt sich der Schweigende über den Gesprächspartner. Systematisches Schweigen ist eine Form der toxischen, passiven Aggressivität.
Auswirkungen
Dem Angeschwiegenen wird Abneigung und die Negierung seiner oder ihrer Bedürfnisse vermittelt. Das Ziel ist es, den Gesprächspartner durch das Schweigen zu verunsichern und leiden zu lassen. Indem das Opfer sich und seinem Zweifel alleine überlassen wird, beginnt sein Kopfkino, in welchem er sich vermutlich nicht die beste Rolle vergeben wird.
Tipp
Wenn Sie das Spiel durchschauen und erkennen können, dass jemand Sie durch das Schweigen bestrafen will, erhalten Sie die Chance, für sich einzustehen.
Falls Sie das Schweigen selber systematisch nutzen, werden Sie sich bewusst, dass Sie verletzen. Woher kommt die Bestrafungslust? Liegt Ihnen etwas an der anderen Person, ziehen Sie eine Verhaltensänderung in Betracht.
4. Drama-Queen und -King
Einordnung
Drama-Babys sind im wahrsten Sinne emotional Babys oder im besten Fall Kinder geblieben. Durch unreife und unreflektierte Verhaltensweisen (etwa emotionale Ausbrüche) probieren sie, an ihr Ziel zu gelangen. Nicht selten provozieren und inszenieren sie selber Lebensdramen und es wirkt, als ziehen sie diese förmlich an.
Auswirkungen
Drama-Queens oder auch Drama-Kings sind anstrengend. Sie wollen einen Sonderstatus und fordern sich diesen ein. Ob im Privatleben oder auf der Arbeit, sie wollen im Mittelpunkt stehen, selbst wenn die Aufmerksamkeit eine negative ist. Dadurch fesseln sie die gesamte Aufmerksamkeit und Energie, ohne teilen zu wollen. Ressourcen für effektive Lösungen werden zu ihren Gunsten umgeleitet.
Tipp
Stellen Sie sich vor, Sie leben tagtäglich die Nebenrolle in einer Telenovela. Ganz schön anstrengend, oder? Befinden Sie sich im Dunstkreis einer Drama-Persönlichkeit, lenken Sie Ihre Aufmerksamkeit lieber auf eigene Bedürfnisse. Wenden Sie sich vom Drama ab, denn ansonsten bleibt Ihr Leben in der Statistenrolle. Wenden Sie sich Ihrem inneren Kind zu, welches in der Beziehung mit einem Drama-Baby zu kurz kommt.
5. Täter-Opfer-Umkehr
Einordnung
Bei der Schuldumkehr entsteht eine paradoxe Situation. Sie werden zwar angegriffen, stehen aber plötzlich als Täter da. Die Welt scheint auf dem Kopf zu stehen. Der eigentliche Täter, der sich als Opfer präsentiert, verdreht die Tatsachen und spielt seine makabre Rolle überzeugend.
Auswirkungen
Ihr innerer Kompass kennt die Wahrheit und schätzt die Situation richtig ein! Allerdings werden Sie durch das vermeintliche und oft aggressive Opfer aus dem Konzept gebracht. Durch die vehementen Vorwürfe in Ihre Richtung kann es sein, dass Sie verunsichert werden und anfangen, an sich zu zweifeln. Genau das ist das Einfallstor für den eigentlichen Aggressor. Bleiben Sie standhaft!
Tipp
Vertrauen Sie Ihrer Intuition. Gehen Sie keine faulen Kompromisse ein. Falls Sie akut bedrängt werden oder sich argumentativ unterlegen fühlen, ziehen Sie sich lieber zunächst zurück, bevor Sie die Schuld anderer übernehmen. Setzen Sie Grenzen zu diesem toxischen Verhalten. Hier finden Sie einen Beitrag von mir zum Thema „Sie dürfen sich wehren„.
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